Archiv für November, 2013

But Not Like Tonight

Posted in Soundtrack of my life with tags on November 29, 2013 by moz

Auf ich weiß jetzt nicht mehr genau wie vielen Konzerten an unterschiedlichsten Orten passiert es immer wieder: Ein Mann betritt die Bühne. Und schon sein Drehen um die eigene Achse macht Menschen glücklich. Ganz zu schweigen davon, was passiert, wenn er dazu ansetzt, obenrum  blank zu ziehen. Wenn man derartige Szenen sieht, wundert es weniger, dass Dave Gahan zeitweilig einen Jesus-Komplex hatte. Und es ist gut, dass Depeche Mode zum Kosmos Dave den Kosmos Martin haben. Beide Kosmen machen in gute wie in schlechten Momenten eben eine Depeche Mode Konzert aus.

So auch beim zweiten Abend in Berlin. Dave Gahan wird es immer mehr obliegen, für den Drive und den Mitmacheffekt zu sorgen. Martin L. Gore haut dann gerne mal den „WOWWHATTHEFUCKMOMENT“ der anderen Art raus. Dabei hat das Publikum, das bei DM-Konzerten den Part von Mitsängern bekommt, ein gutes Sensorium, und macht mitnichten blind alles mit, was Martin und Dave anbieten. Egal wie lange Depeche Mode zum Beispiel noch I Feel You auf Konzerten ins Programm nehmen – der Song wird dadurch nicht besser und die Begeisterung dafür nicht größer. Leave it be. Und das Rausschmeißer Goodbye vom letzten Album Delta Machine ist extrem verzichtbar.

Natürlich nehmen DM neues Material ins Programm, das live hier und da erstaunlich besser funktioniert als es auf dem Album klingt. Aber die eigentlichen Highlights liegen im Bereich der Backcatalaogue-Titel. Black Celebration. Ohh, Danke! Shake The Disease? Sagte ich schon Danke? But Not Like Tonight? Gebete von unzähligen Touren zuvor wurden endlich erhört – und wie.

Wie das Amen in der Kirche gilt auf DM-Konzerten aber, dass Enjoy The Silence, Personal Jesus, Never Let Me Down Again oder Just Can’t Get Enough nicht fehlen dürfen. Die Massen genießen es, wenn sie mitmachen können. Wobei sich der Eindruck verfestigt, dass gerade die extremen Depechies auf den typischen Liederkanon gerne verzichten würden zugunsten anderer Titel. Me too. Wohl gemerkt: Es geht mir nicht um ein nostalgisch verbrämtes „Menno, ich will aber den alten Kram hören!!“ Mich würde einfach sehr interessieren, wie Get The Balance Right, My Secret Garden oder gar Tora!Tora!Tora! mit echtem Schlagzeug und in neuem Arrangement klingen. Halo zum Beispiel wurde auf dieser Tour interessant interpretiert.

War es nun ein gutes DM-Konzert? Sicher rangiert der Auftritt gestern nicht in meinen DM-Top 5. Aber es ist eben auch schwer, Dave Gahan, auf Händen durch die Festhalle Frankfurt getragen zu toppen oder die Waldbühne, wenn es dämmert und noch im letzten Rang alles abfeiert.

Sagen wir es so: Ich habe es nicht bereut.

P.S.: Mir war es zu leise. Bin vielleicht doch noch jünger als ich dachte.

Nie Zu Früh Und Immer Wieder: Die Sterne

Posted in Soundtrack of my life with tags on November 21, 2013 by moz

Moi Moz auf dem Rad. Eine Zeile, die mit jedem Tritt in die Pedale aus dem Hinterstübchen des Hirnes in vordere Gemächer schlendert: … und vor denen, die noch da sind, zieh ich erst einmal meinen Hut.

Ein kleiner Floh hüpft durch mein Großhirn und schaut sich endlich selber zu. Die Sterne-Time again. Der Die Sterne-Effekt: Wo eine Zeile ist, folgt bald die nächste. Alles, was Du weißt ist, wenn Du aufwachst, wirst Du darum betteln, wieder zu träumen. Mal sehen, wo ich diesmal so lande. Immer wieder Schwierigkeiten, immer gerade so zu schaffen, und so macht man sich auf Dauer halt zum Schwierigkeitenaffen. Es gibt für alles einen Fachmann hier, für jeden Mensch und jedes Tier. Sieh an, der Schwerpunkt liegt heute wohl auf Posen. Passt ja.

Oh Man Do you Like Rock And Roll Music? ‘Cause I Don’t Know If I Do

Posted in High Rotation with tags on November 15, 2013 by moz

Alte Weisheit, neu entdeckt: Musik ist wie Wein. Man kann nicht ernsthaft glauben, eine Millisekunde nach dem Öffnen zu riechen und schmecken, was alles drin steckt. Zudem schmeckt das, was der Nase im ersten Moment super gefällt, nicht immer dem Gaumen. Hinzu kommt: Wenn ich gerade Bock auf ein Bier habe, dann hat der Wein ohnehin keine Chance.

Moi Moz hätte es demnach neulich schon beim ersten Reinhören in Reflektor, dem neuen Album von Arcade Fire, wissen sollen, dass das anfängliche teilnahmslose Achselzucken noch nicht das Ende der Fahnenstange war. Durch verschiedene, hier zu weit führende Umstände, ist Reflektor in den letzten Tagen zu meinem treuen Begleiter geworden, über gute Kopfhörer in Dauerschleife konsumiert.

Ein wenig Achselzucken bleibt, wenn auch nicht teilnahmsloses. Es ist nicht verwerflich, dass Arcade Fire darauf verzichteten The Suburbs 2.0 oder Neon Bible again produzieren zu lassen, sondern gezielt mit neuen Sounds spielen. Am alten Backrezept ändert das letztlich wenig. Das ewig Hymnische kommt auf Reflektor sicher nicht zu kurz, es trägt das Gewand nur anders. Synthetischer, blubbernder, poppiger eben. Arcade Fire leben spätestens seit Neon Bible davon, sowas wie Choräle des Pop zu schreiben. Welcome to The Church Of Arcade Fire. Da ist es fast ein bisserl schnurz, was die Stimmen da Schmettern und ob die Orgel dröhnt oder der Synthie wummert, es erhebt und erfüllt einen jeden in der Kirchenbank – oder eben auch nicht. Es gibt sehr gute Titel auf Reflektor (It’s Never Over), es gibt solche, bei denen ich die ganze Zeit denke „alter Schwede, woher kenne ich Dich nur“, ohne wirklich böse zu sein (Porno ist so ein Fall, ich komme aber nicht drauf, wo gestohlen wurde). Und es gibt Nummern, die ihren Charme daraus ziehen, eben nicht isoliert gehört zu werden, sondern im Verbund mit dem Material davor oder danach. Es mag Momente geben, die noch dazu taugen, einen aus der Kirchenbank der Church Of Arcade Fire runter auf die Knie zu befördern. Die Frage ist nur, ob man das gerade will oder nicht. Dann bleibt immer noch Bier und der Griff zu den Moldy Peaches.