Archiv für Januar, 2009

Covern für den guten Zweck, aber heiligt der Zweck alle Mittel?

Posted in Cover me on Januar 27, 2009 by moz

Futter für die Rubrik Cover me, und zwar gleich ein ganzes Album voll:  Die neue War Child Compilation lässt derzeitige „Helden der Musik“  einen Song ihres liebsten Helden der Musik abfeiern. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ich hören will, was Lilly Allen aus Straight to Hell von The Clash gemacht hat, finde es schon sinniger, dass sich die Scissor Sisters Roxy Music (Do the Strand) vornehmen und stelle erstaunt fest, dass Elbow U2 covern (Running to stand still) – wäre es nicht treffender gewesen, U2 hätte Elbow gecovert? Immerhin, einen der starken Songs von Bono und Co. ausgesucht.

TV on Radio haben sich übrigens ganz weit raus gewagt und Heroes bearbeitet. Was denkt die werte Leserschaft zu dieser Bearbeitung des Originals?

Nicht weniger weit rausgeschwommen: Hot Chip, die Transmission covern. Dazu sage ich lieber nix, sonst verklagt mich die Plattenfirma von Hot Chip noch.

Die Compilation erscheint am 16. Februar. Ist ja für einen guten Zweck und Sammler von Coverversionen schlagen sicher gerne zu.

Ostrom und die Beach Boys

Posted in High Rotation, Soundtrack of my life on Januar 25, 2009 by moz

Lange Zugfahrten zu Familienfeiern haben auch ihr Gutes: Man kommt endlich mal wieder dazu, in Ruhe neue Alben mehrmals am Stück zu hören und kann dabei entweder vor sich hindösen oder aktuelle Belletristik beschnuppern.

Durch derartig intensive gekoppelte Lektüre/Musikerfahrungen kommt es, dass ich bei bestimmten Büchern automatisch an bestimmte Alben oder Songs denke. Als Kind habe ich zum Beispiel einmal krank daheim Krabat an mehreren Tagen hintereinander immer wieder gelesen und dabei meine Lieblingsmixkassette gehört, „Tape“ habe ich damals ganz sicher noch nicht gesagt. Denke ich heute an Krabat (übelst verfilmt, wie ich finde), spielt mein Kopfradio Tomorrow’s just another day (Madness) oder Hey you little girl (Icehouse), während ich ganze Szenen aus dem Buch vor meinem inneren Auge abspule.

Der Turm ist auf dem besten Wege, eine ganz interessante Verbindung mit dem Album Merriweather Post Pavilion von Animal Collective einzugehen. Eine durchaus reizvolle Kombination: Vergangenes DDR-Bildungsbürgertum trifft auf Soundfrickeleien mit Beach Boys-Touch. Hört sich vielschichtig an und wächst nach mehreren Durchläufen, liest sich meist recht flüssig, wenn auch manchmal ein wenk zu bildungsbürgerlich.

Moz und das Web 2.0, Ziggy und Santa Monica

Posted in Backlist on Januar 22, 2009 by moz

Folks, mit gefühlten 80.ooo Jahren Verspätung hat mir jemand die Möglichkeiten von RRS-Feedreadern nahe gebracht. Seit zwei Tagen habe ich bei Bloglines meinen Feedreader-Account. Und seitdem abonniere ich fleißig RSS-Feeds und lese mich durch die derart zusammen geharkten Infos. Awesome!

Da kommt das Schreiben ein bisserl kurz. Aber das Ganze hat ja auch einen Mehrwert, bei den Unmengen Feeds zum Thema Musik, sollte auch für FoL Inspirierendes und Wissenswertes abfallen.

So zum Beispiel ein Artikel in der taz, der mich daran erinnerte, dass ja jüngst ein bisher nur als Bootleg verfügbarer Mitschnitt des Auftritts von David Bowie 1972 in Santa Monica jetzt auch noch mal offiziell releast wurde. Ich habe da neulich schon mal reingehört und war sehr angetan.

Umarmt die eigene Mittelmäßigkeit!

Posted in Off Record on Januar 20, 2009 by moz

Ich habe mir gestern die Verfilmung von Revolutionary Road (Richard Yates) angesehen. Es ist nicht unbedingt angenehm, zwei Menschen dabei zuzuschauen, wie sie sich an der Erkenntnis abarbeiten, nicht anders zu sein als Millionen andere Menschen auch. Denn das wirft einen ja unweigerlich zurück auf die Frage, welche Strategien der Selbstverarsche man in diesem Punkt eigentlich selbst so fährt.

In der SZ-Printkritik von Christopher Schmidt zur Verfilmung und zur Romanvorlage steht folgender Satz, der mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht:

„Im Roman arbeitet Yates heraus, dass die Auflehnung gegen das enteignete Leben selbst Teil der Entfremdung ist, weil Suburbia auch noch die Formen der Rebellion prägt. Diese Verkennung, dass in der Ironisierung der eigenen Lebensform genau der Grund liegt, weshalb diese Lebensform so stark ist, macht die wahre Lebenslüge aus.“

Darüber kann man schon mal ein wenig nachdenken.

Sounds of the Universe erscheint am 17. April

Posted in Soundtrack of my life with tags , , on Januar 18, 2009 by moz

Bekanntlich habe ich ja eine jugendbedingte Verbundenheit mit DM. Das neue Album kommt am 17. April raus und wird Sounds of the Universe heißen, erste Einzelheiten dazu hier. Für die Produktion zeichnet wieder Ben Hillier verantwortlich. Die Wahl zeugt von Geschmack, der Mann produzierte auch schon Doves, Blur, Clinic und Elbow.

Wer Schnipsel aus dem Tonstudio sehen möchte, bitte, immer gerne. Das gehört ja heute zur perfekten Selbstvermarktung dazu.

Mal schauen, was also dieses Jahr auf der Stadiontour an neuen Songs geboten wird. Und bitte, einmal noch live für mich: Tora! Tora! Tora!

Well, I met you at the blood bank…

Posted in High Rotation with tags , , on Januar 17, 2009 by moz

naja, es nützt ja nichts. Die Welt dreht sich weiter, 2009 ist 2009. Kopfüber hinein in die Musik!

Splash! Dann starte ich mit Bon Iver. Die bringen nämlich eine neue EP raus, Blood Bank. Die auf myspace eingestellten Songs verheißen, dass es beim bewährten, recht reduzierten Singer-Songwriter-Konzept bleibt. Es wird nicht unbedingt fröhlicher, aber offensichtlich auch nicht schlechter. Der mehrstimmige Einstieg in Blood Bank (ok, bei dieser Liveversion nicht richtig zu hören) erinnert mich ganz dunkel an, an, ja, was denn, genau an Turin Brakes. Gibt es die eigentlich noch?

Hier noch eine wirklich schöne Liveaufnahme vom Bon Iver-Burner Skinny Love.

Oasis vs. Blur

Posted in Backlist, Soundtrack of my life on Januar 16, 2009 by moz

Ich komme momentan nicht so richtig ins Musikjahr 2009 rein, trotz Franz Ferdinand, Bon Iver und Co. at the Gates. Dafür scheine ich einen möglicherweise auch jahreszeitlich bedingten Hang zum Vergangenen zu haben.

Dieser Tage dudelte des Morgens einer der neuen Oasis-Songs aus dem Radio. „Ach Gott, es gibt Schlimmeres“, dachte ich so bei mir. Aber Besseres eben auch.

Einige der werten Leser werden es sicher noch erinnern: In einer Zeit weit vor Maximo Park, Bloc Party und wie der nächste Hype dann jeweils heißt, gab es einmal eine junge Band aus Manchester, welche die Beatles offensichtlich ganz lieb hatte. Diese Liebe teilte sie mit vielen anderen Menschen der Insel. Außerdem kamen die Jungs aus dem Norden des Landes und sprachen so herrlich pittoresk. Man verstand nicht alles, was sie von sich gaben. Das gefiel vielen Inselbewohnern scheinbar sehr. Und so wurde Oasis mit ihrem Debütalbum Definitely Maybe 1994 schnell zum großen Ding in the UK.

Ungefähr zur gleichen Zeit gab es eine weiter junge Band aus dem Süden der Insel, genauer gesagt aus London. Diese Band hatte offensichtlich dieses und jenes musikalisch zum Vorbild, sicher auch die Beatles und die Kinks. Viele fanden sie ein wenig posh. Blur jedenfalls hatte just 1994 das dritte Album Parklife draußen, dessen erste Singles wie Girls & Boys und Parklife ebenfalls gleich die Insel smashten. Der erste Akt im „Battle of Britpop“ war eröffnet. Blur gewann 1995 zwei BRIT Awards. Sie galten als die cleveren Bürschchen, Oasis als die leicht ungehobelten, aber irgendwie auch liebenswerten Publads.

Beide Bands feierten gepflegt ihre Inselheritage und die eine oder andere musikalische Wurzel der Heimat ab. Zusammen mit der britischen Triphop-Welle bildeten sie so etwas wie der Speerspitze des Anti-Grunge. Wer keinen Bock mehr hatte auf Pearl Jam, Nirvana und so fort, fand Blur, Oasis und ihre direkten Vorgänger Suede (hey, dazu mache ich auch mal einen kleine Beitrag, zu Brett!) meist recht abwechslungsreich. Pulp durfte da natürlich auch nicht fehlen.

1995, als ich mich in Florenz befand, ging der Battle of Britpop, Oasis vs. Blur, bereits in die zweite Runde. Vergleichsweise zeitnah waren die Alben (What’s the Story) Morning Glory sowie The great Esacpe erschienen. Insbesondere unter jungen Briten galt es als Glaubensfrage: Oasis oder Blur? Und mein Mitbewohner J. war nicht nur Engländer und fanatischer Musikfan, sondern auch noch ein echter Mancunian und ManCity-Fan. Er liebte Oasis, zeitweilig latent abgöttisch. Ich liebte Blur. Vor allem aber ging mir dieser Oasis-Kult einfach tierisch auf den Zeiger. J. fuhr nach Mailand zum Konzert von Liam und Noel und erklärte (What’s the Story) Morning Glory mehr oder weniger zum besten Album seit Revolver. Hä? Schon aus Trotz schaute ich mir Blur in Firenze an und ärgerte mich ein wenig, dass nach dem sehr intelligenten Album Parklife mit The Great Escape tatsächlich massenkompatibler Britschiss aus dem Hause Blur kam.  Dennoch hielt ich eisern daran fest:  Blur hatte für mich musikalisch mehr Potential. Außerdem hatte Damon Albarn mit Justine Frischman, Frontfrau von Elastica die denfinitiv interessantere Freundin. Nichts gegen Kensit und Appleton, Justine war einfach cooler,  aber lassen wir das. Die Songs von Blur waren einfach nicht so bierernst, recht pathosfrei, also so ziemlich das Gegenteil der Brüder Gallagher, die sich zeitweilig glaub ich echt für die Gralshüter der britischen Popkultur und die Reinkarnation von Paul und John hielten.

Der Battle of Britpop fand jedenfalls damals in Florenz Tag für Tag in unserer WG statt: Mein werter Mitbewohner J. beschallte das Wohnzimmer mit Champagne Supernova, ich hielt in meinem Zimmer mit This is a low dagegen. Wir schlossen nach fruchtlosen Battles dieser Art häufig in der Küche bei einem Espresso und Paul Weller oder Radiohead den Burgfrieden. Manchmal grätschte auch unser französischer Mitbewohner G. frech dazwischen und schob Gilbert Becaud in den CD-Player.

Ein paar Jahre später besuchte ich den einstigen Oasis-Jünger  J. in London. Beim Stöbern in seinem CD-Regal fielen mir folgende Alben in die Hände:

Blur (Blur), 13 (Blur), Think Tank (Blur) sowie Gorillaz (Gorillaz). „Hey, what’s that?  Your’re into  Blur? How come?“ J. rollte nur mit den Augen. „Oh, come on,  let’s talk about football!“

Greul Greul

Posted in Off Record with tags on Januar 11, 2009 by moz

So.  Vor mir steht mein neues Hausgreul und im Kühlschrank lagern Tonnen Restbier, das bis zum für mich eh verfrühten Start in die Fastenzeit drei mal reichen sollte. Was mein Greul angeht – chinesisch angehauchter chichi nenne ich es jetzt mal – es hätte schlimmer kommen können.

Chinesischer Duftlampen-Chichi

Mein neues Greul: Chinesischer Duftlampen-Chichi

Ich denke da nur an das Greul, was meine Freunde aus dem wilden Osten Berlins mit heim nehmen wollten, äh, mussten – ein gläsernes Schachsspiel, bei dem man sich fragt, wer oder was da „Schwarz“ ist. Aber auch die hübsch-hässliche Rucksackspardose von Frau D. lässt eigentlich keine Wünsche offen (bitte in der neuen Übergangsheimat in der Agentur am Rande des Wahnsinns fotografieren). Insgesamt war es diesmal eine scheusslich ausgeglichene Runde. So richtig wollte man wirklich keines der Greul haben. Hier und da wurde der erwartete Mondkalender von Brad und Angelina vermisst.

Liebe Gäste, Euch noch einmal vielen Dank für einen sehr kurzweiligen und unterhaltsamen Abendmit  anregenden kulinarischen Diskussionen, Abstechern in die ost- und westdeutsche Fernsehgeschichte, Einblicken in die Reiseplanungen kroatisch-deutscher Vorgartenzwerge, rund 800 Hundeanekdoten und der  peinlichsten Geschichte aus dem Jahr 2008.

Das Drehbuch steht einigermaßen, das Casting ohnehin. Jetzt muß nur noch Fatih Akin gewonnen werden.

By the way, Berlinerin und Fra D.:  Crossing the Bridge hieß die Musikdoku.

Wir haben meine schönen neuen Schnapsgläser gar nicht eingeweiht, damn it!!!

Ode an die Smiths – Part 7

Posted in Backlist, Soundtrack of my life on Januar 9, 2009 by moz

Es kommt ja vor, dass Lieder fest mit bestimmten Erinnerungen und Bildern verbunden sind.

Beim Hören von These Things Take Time sehe ich immer Backsteingotik in Mecklenburg-Vorpommern vor meinem inneren Auge, draußen ist es sommerlich warm und nach Stunden in angenehm kühlen Kirchenschiffen hüpfe ich dann auch mal in die Ostsee. Das ist wahrhaftig nicht das Schlechteste Erinnerungsbild.

Darüber hinaus liebe ich es, wie Morrissey die Liedzeilen

Oh, the alcoholic afternoons
When we sat in your rooms
They meant more to me
Than any, than any living thing on earth
They had more worth
Than any living thing on earth
On earth, on earth, oh …

singt.

Don’t know why, really.

By the way: Ist Euch schon mal aufgefallen, dass durch einen einfachen Dreher aus der Liedzeile eine viel sagende Leidzeile wird?

Si tu disais ogni va

Posted in Backlist, Soundtrack of my life with tags , on Januar 6, 2009 by moz

Erst eben dank Spex-Online entdeckt (hey, wann danke ich schon mal der Spex für was?): Si tu disais von Francoise Breut gemeinsam mit Calexico, zu hören und sehen hier, wow! Einfach schön. Liebe Freunde nah und fern: Hat jemand von Euch diese Fassung? Sie soll auf einer Special Edition von Feast of Wire mit drauf gewesen sein.

Ich hole mir unterdessen fix mal das neue Album der Dame. Erschienen bereits letzten November. Wo war ich da nur? Warum habe ich das verpasst?